News Kirchstrasse

27.11.2018

Wenn Hygiene stinkt

Während der Herbstferien musst der Bodenbelag im Werkraum des Schulhauses Kirchstrasse erneuert werden. Zum einen, weil er in schlechtem Zustand war, zum andern, weil es seit Jahren in diesem Kellerraum immer wieder geruchliche Emissionen zu beklagen waren.


Man dachte, es liege an der Belüftung, am Untergrund oder sonst irgend welchen Leichen im Keller. Aber ganz im Gegenteil: Was stank, diente einst der vorbildhaften Hygiene. Auf Plänen aus dem Jahr 1909 ist ersichtlich, dass man in den Mauern des heutigen Werkraums 20 Schulbrausen einrichtete mit dazu gehörenden Umkleideräumen. In einer Zeit, als Wohnungen im Normalfall kein Bad anzubieten hatten und man seine Waschungen am „Schüttstein“ in der Küche vollzog, als es auch in wachsenden, prosperierenden Dörfern wie Amriswil öffentliche Bäder gab und Körperhygiene weit weg von dem war, was man heute darunter versteht, war im Kellergeschoss eine Schulbrause ebenso fortschrittlich und notwendig wie eine Küche und ein „Handfertigkeitsraum“. In Zeiten, in denen viele täglich duschen, in Duschräume im Turnhallentrakten süsslich in Deowolken dampfen, in denen sich Lehrkräfte in gewissen Zeiten die Hände nach der Begrüssung mit Alkohol desinfizieren und man mit alles Selbstverständlichkeit in den Klassenzimmern kollektiv die Zähne putzt, spürt man mit einem Mal, wie weit weg die Zeiten der Grossmütter und Grossväter sind.Grund für den Gestank war eine Ablaufleitung und ein Schacht, den man nicht versiegelte, unmittelbar unter dem Boden. Also vielleicht noch immer ein bisschen von dem Dreck, den die Kinder vor 100 Jahren mit Kernseife und Schweiss hinunterspülten.