News Nordstrasse

12.01.2018

Rinder und Kinder

Was hat der Lehrplan 21 mit einem Bauernhof zu tun? Viel, meint Kindergärtnerin Eveline Lorandi, die das ihren Kollegen gleich in der Praxis aufzeigt. Dies ist nur eine von vielen Weiterbildungen der Schule.


Orkun Simsek, Lehrer an der Nordstrasse, versucht unter Beobachtung seiner Kolleginnen Pfannkuchen herzustellen. (Bild: Manuel Nagel)

Bericht: Thurgauer Zeitung online, 12.01.2018 / Manuel Nagel

Die Weihnachtsferien waren noch nicht zu Ende, und doch herrschte vor einer Woche bereits reger Betrieb in den Schulhäusern der Volksschulgemeinde Amriswil-Hefenhofen-Sommeri. Sämtliche Lehrpersonen vom Kindergarten bis zur Oberstufe trafen sich zu einer zweitägigen Weiterbildung zum Lehrplan 21.

Die VSG hat noch Zeit. Erst 2021 muss der Lehrplan 21 eingeführt werden. «Wir sind sehr gut auf Kurs», sagt Heidi Scherrer, Verantwortliche für diese erste gesamtschulische Weiterbildung. «Der Lehrplan ist bei den Lehrpersonen angekommen.» Insgesamt fünf Tage mit allen Lehrkräften der VSG sind eingeplant. Diesmal lag der Schwerpunkt auf Sport, Musik und Gestaltung (bildnerisch, textil und technisch). Nächstes Jahr sollen Deutsch, Mathematik und NMG (Natur, Mensch und Gesellschaft) folgen, später noch Medien.

Seit zwei Jahren bei jedem Wetter

Die einzelnen Schuleinheiten haben sich jedoch bereits im vergangenen Jahr mit dem neuen Lehrplan auseinandergesetzt. Sogenannte Multiplikatoren besuchen Weiterbildungen und geben die Erkenntnisse dann an ihre Lehrerkollegen weiter. Eine dieser Multiplikatoren ist Eveline Lorandi, Kindergärtnerin an der Nordstrasse. Sie führte ihre Kollegen auf den Bauernhof der Familie Thalmann, um zu zeigen, wie sich der Lehrplan 21 an einem ausserschulischen Lernort umsetzen lässt. Ein Ort, den Lorandi nur zu gut kennt, da sie mit ihren Kindergärtlern bereits seit zweieinhalb Jahren einmal im Monat «bei jedem Wetter hierherkommt», wie sie verriet.

Ueli Wolf, Schulleiter der Nordstrasse und von Sommeri und als Kind oft auf einem Bauernhof, zeigte sich begeistert: «Meine Motivation stieg, als ich hierher kam, und sie stieg nochmals, als ich erfuhr, dass wir etwas Praktisches machen.»

Auf der Suche nach anderen Stärken

Das Praktische war an diesem Nachmittag etwa das Probieren verschiedener Milchprodukte oder die Herstellung von kleinen Pfannkuchen. Das möchte auch Svenja Iseli, Kindergärtnerin von Sommeri, mit ihrer Klasse ausprobieren. «Was man selber macht, bleibt einem», sagt sie und meint sowohl sich selbst wie auch die Kinder. Eveline Lorandi bestätigt ihre Kollegin. Handelndes Lernen bleibt den Kindern.

Aufmerksamer Beobachter an diesem Nachmittag ist auch Bernhard Müller, Leiter «Entwicklung» am Bildungs- und ­Beratungszentrum Arenenberg. Er bezeichnet den Hof von Rolf und Silvia Thalmann als Musterbetrieb. Andere Bauern würden schauen, wo sie noch mehr Land kaufen können. Die Entwicklungsmöglichkeiten für den Hof der Thalmanns seien jedoch begrenzt, sodass die Familie nach anderen Stärken auf dem Betrieb suchen musste.

Ein weiteres Standbein der Thalmanns sind nebst Rindern somit Kinder. Zum einen eröffneten sie eine Kindertagesstätte, zum andern beteiligen sie sich bei «Schule auf dem Bauernhof» ( www.schub.ch ), sodass Lehrpersonen wie Eveline Lorandi mit ihren Kindern eine spezielle Lernumgebung vorfinden.