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13.08.2019

Armin Fehr: Lehrer mit Leib und Seele

Zum Gedenken: Am Sonntag, 4. August, hat der ehemalige Amriswiler Lehrer Armin Fehr im Beisein seiner Gattin Nelly für immer seine Augen geschlossen. Seine Leiden nahmen in den vergangenen Wochen und Monaten stark zu. Der Tod kam als Erlöser.


Armin Fehr (1935–2019).Bild: Yvonne Aldrovandi (18. März 2018)

Thurgauerzeitung online: 15.08.2019 / Eugen Fahrni

Der Verstorbene trat nach dem Lehrerseminar in Kreuzlingen 1954 seine erste Stelle als Gesamtschullehrer in Illhart auf dem Seerücken an. Vier Jahre später bekam er eine Stelle als Primarlehrer im alten Schulhaus Oberaach und danach eine Stelle im Schulhaus Kirchstrasse in Amriswil. Hier blieb er bis zur Pensionierung im Jahr 1997 nach 43 Jahren Einsatz für die Schule.

Armin Fehr liebte seine Schüler und wollte ihnen fürs spätere Leben stets soviel wie möglich mit auf den Weg geben. Natürlich waren für ihn Lesen, Schreiben und Rechnen wichtig, doch wichtig für ihn war auch das Erziehen. Er unterstützte bewusst die Eltern in dieser Aufgabe. Seine Schüler lernten zudem weitere kulturelle Seiten des Lebens kennen. Armin Fehr war ein wissbegieriger Mensch und auch ein guter England-Kenner, wusste viel über Shakespeare und sprach ausgezeichnet englisch. An der KV-Schule Amriswil unterrichtete er viele Jahre die englische Sprache. – «Afternoon Tea» bei Armin Fehr war eine Zeremonie fast wie im Buckingham Palast.

Armin Fehr bezeichnete seine eigene Jugend in Niederaach, wo die Familie wohnte, als glückliche Zeit. Geboren wurde er am 27. März 1935 als zweiter Sohn der Familie Jean und Lina Fehr-Spühler. Sein Vater war Sticker mit einer Stickmaschine mit Pantograf im eigenen Haus. Seine Mutter Lina war gelernte Damen-Schneiderin und arbeitete in Amriswil im ehe- maligen Textilunternehmen Jakob Laib & Co (YALA) am Änderungstisch.

In seinen Lebensaufzeichnungen ist nachzulesen, dass die Familie Fehr ein sehr einfaches Leben führte. Dazu gehörte das Pflanzen von Gemüse und Blumen im eigenen Garten. Als «Bluemebueb» verkaufte er jeweils nach Betriebsschluss der Amriswiler Firmen den Arbeitern Blumensträusse.

Zur glücklichen Jugendzeit gehörte für Armin überdies die Musik. Nach dem Blockflötenunterricht durfte er noch das Violinspiel erlernen.

Ein besonderes Verhältnis zur Mutter

Zu seiner Mutter Lina hatte Armin Fehr ein besonderes Verhältnis. Im Alter von 60 Jahren begann sie mit Stoffresten grossformatige textile Bilder zu nähen. Ihr Sohn Armin unterstützte sie dabei in allen Belangen. Lina Fehrs Werke sind fantasievolle, ausdrucksstarke und kreative Bildteppiche. Es sind Darstellungen aus dem Leben und der Zeit, in der Lina Fehr lebte und wirkte. Bald schon wurde sie schweizweit bekannt, und es fanden an vielen Orten Ausstellungen statt.

Ihr Sohn Armin begleitete sie jeweils zu den Vernissagen. Später gestalteten sie eine grössere Ausstellung im Haus in Niederaach. Zu Lebzeiten von Lina Fehr fuhren regelmässig Autobusse mit Interessenten aus allen Ecken der Schweiz nach Niederaach, um die textilen Bilder von Lina Fehr-Spühler zu sehen. Armin Fehr betreute die Ausstellung in Niederaach nach dem Tod seiner Mutter und erzählte den Besucherinnen und Besuchern Geschichten über seine Mutter und deren Bilder.

In den 80er-Jahren, nach dem Tod seiner Mutter, intensivierte Armin Fehr sein Interesse an der Musik. Er wurde mit seiner Violine Mitglied des Thurgauischen Kammerorchesters. Hier lernte er Nelly Trüb, die Konzertmeisterin aus Winterthur, kennen. 1984 heirateten die Beiden und lebten fortan im Haus in Niederaach. Weil für sie jedoch die Pflege des Hauses und des grossen Gartens zu beschwerlich wurde, zogen sie 2011 in eine Wohnung nach Romanshorn. Die Beiden führten eine überaus glückliche Ehe. Sie unternahmen viele Wanderungen, besuchten Konzerte, Kunstausstellungen, Vorträge.

Im Jahr 2014 vermachten Nelly und Armin Fehr-Trüb der Stadt Amriswil über hundert Werke von Lina Fehr-Spühler. Das Ortsmuseum der Stadt Amriswil trägt die Verantwortung für diese aussergewöhnliche und grossherzige Schenkung.

Die Stadt nahm das Vermächtnis dankbar entgegen und das Ortsmuseum zeigt seither die Werke von Lina Fehr in Wechsel-Ausstellungen. In verschiedenen Veranstaltungen erzählte Armin Fehr in den vergangenen Jahren immer wieder von seiner Mutter, wie sie arbeitete und wie sie die Sujets bestimmte. Dies tat er in seiner beliebten und unverwechselbaren Thurgauer Mundart, immer mit einem fröhlichen Unterton.