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11.05.2023

Amriswiler Schulpräsident spielt mit Lego

Wie Michael Stäheli-Engel mit den bunten Bausteinen die Schulraumprobleme in seiner Volksschulgemeinde erkennen und lösen will.


Schulpräsident Michael Stäheli-Engel modelliert mit «Lego Serious Play» die Klassenstrukturen in der Volksschulgemeinde. Bild: Manuel Nagel

Bericht: Thurgauer Zeitung online, 11.05.2023 - Manuel Nagel

Zu Beginn sei er schon etwas belächelt worden, gibt Schulpräsident Michael Stäheli zu, als er da Legosteine nach Farben sortiert und auf grossen grauen Platten angebracht habe. «Was spielt der jetzt da mit Lego?», werden sich wohl einige gedacht haben, welche die bunten Bausteine nur als Kinderspielzeug kennen.

Nur ein Spiel ist das längst nicht mehr. Bereits 1996 liess der Haupteigentümer des dänischen Konzerns «Lego Serious Play» (LSP) entwickeln. Seither nutzen zahlreiche Unternehmen und Projektteams dieses «seriöse Spielen mit Lego», um Strategien zu entwickeln, um knifflige Situationen zu simulieren – und um diese Probleme zu lösen.

Herausforderungen gibt es tatsächlich in der Volksschulgemeinde Amriswil-Hefenhofen-Sommeri. Die betreffen vor allem den Schulraum, der aufgrund steigender Schülerzahlen an vielen Standorten knapper wird und teilweise jetzt schon zu klein ist – oder heutigen pädagogischen Anforderungen nicht mehr entspricht. An drei Standorten sind deshalb Neubauprojekte geplant (siehe Kasten).

Drei Kindergartenklassen, nur eine Jahrgangsklasse

Die Lage in Amriswil ist jedoch komplizierter, als dass sie mit ein paar grösseren Schulhäusern aus der Welt geschafft werden könnte. Um das aufzuzeigen, eignen sich die Legosteine ideal. So wird auf einen Blick ersichtlich, dass etwa in Mühlebach im Westen der Stadt drei Kindergartenklassen bestehen, die Primarschule pro Jahrgang aber nur eine Klasse führt – mit Ausnahme von zwei vierten Klassen. Und da beginnen die strukturellen Herausforderungen. Mädchen und Buben, die nun zusammen in den Kindergarten gehen, werden beim Übertritt in die Primarschule auf verschiedene Schulhäuser verteilt. Die nächstgelegenen Schulhäuser sind erst jenes an der Kirchstrasse im Zentrum, das Oberfeld, das südlich der Stadtmitte liegt, und schliesslich noch das Schulhaus in Oberaach. Alle drei Schulhäuser sind rund 2,3 Kilometer vom Schulhaus Mühlebach entfernt. War also der Ausbau des Kindergartens Mühlebach ein Fehler?

Spezialisten sollen bis Herbst Lösungen erarbeiten

Schulpräsident Michael Stäheli will da nicht den Stab über seinen Vorgängern brechen, doch die Strukturen, die über viele Jahrzehnte so gewachsen sind, die würden nicht mehr zur aktuellen Situation in Amriswil passen, sagt er. Gerade in Mühlebach sind in den letzten Jahren viele neue Wohnungen entstanden, und dort besitzt die VSG auch noch Landreserven, um die Primarschule zu erweitern.

Doch das hätte dann auch wieder Auswirkungen auf die Turnhalle. Kinder des Schulhauses Nordstrasse müssen bereits heute teilweise im mehr als eine Viertelstunde entfernten Oberfeld turnen gehen, weil es dort mehr Kapazitäten gibt, als die Klassen dort benötigen. Aber auch den Bau der Dreifachhalle im Oberfeld will Stäheli nicht als Fehlplanung bezeichnen.

All diese vielen strukturellen Unstimmigkeiten will man nun angehen, bevor die drei nächsten Schulhäuser gebaut und ergänzt werden. Deshalb hat die Schulbehörde das auf diese Thematik spezialisierte Planerbüro Basler & Hofmann beauftragt, Lösungen zu erarbeiten. Noch vor Herbst sollen die Ergebnisse der erfahrenen Planer vorliegen.

Zuerst Sommeri, dann Hemmerswll und Sonnenberg

Die künftigen Bauprojekte betreffen sämtliche drei Gemeinden der VSG. Am weitesten sind die Vorarbeiten in Sommeri fortgeschritten. Für das Neubauprojekt ging im Frühling die Präqualifikation zu Ende. Acht Architekten und zwei Nachwuchsteams  reichen bis zum 9. Juni ihren Wettbewerbsbeitrag ein, die bis Anfang Juli juriert werden.  Nach der Entwicklung des Projekts soll dieses im November oder im März 2024 zur Abstimmung vorgelegt werden. Verläuft alles nach Plan können im Sommer 2024 die Bagger auffahren.

In Hemerswil beginnt der Wettbewerb noch in diesem Monat, die Abstimmung über den Baukredit soll aber erst im Juni oder September 2024 vors Volk kommen. Baustart wäre im Sommer 2025.

Auch Hefenhofen hat Platzbedarf. Dort wollen Schule und Gemeinde ab Herbst 2025 gemeinsam einen Ergänzungsbau im Sonnenberg realisieren.

Am 2. Juni, 19:00 Uhr, findet in der Mehrzweckhalle Sonnenberg/Hefenhofen ein Infoanlass zur Machbarkeitsstudie Schule und Gemeindeverwaltung statt.

Fast zwei Millionen Franken besser als budgetiert

Die VSG Amriswil-Hefenhofen-Sommeri weist fürs Rechnungsjahr 2022 einen Aufwand von34’765’236 Franken und einen Ertrag von 36’456’549 Franken auf, was einem Gewinn von 1’691’313 Franken ergibt.

Bei der Budgetierung im November 2021 ging die Schulbehörde noch von einem moderaten Verlust von 232'700 Franken aus.

Zum guten Ergebnis geführt haben einerseits rund 650'000 Franken weniger Ausgaben und satte 1.275 Millionen Franken Mehreinahmen. Diese setzen sich zu einem grossen Teil aus der Grundstückgewinnsteuer zusammen, die mehr als eine Million über dem Budget liegt. Bei den ordentlichen Fiskalerträgen der natürlichen und juristischen Personen lag man 85'688 Franken besser als erwartet.

Bei den Ausgaben gab es Abweichungen bei den Personalkosten, nämlich 196'678 Franken mehr als budgetiert, wegen einer Stelle in der Schulverwaltung sowie zusätzlicher Klassen.

Über eine halbe Million Franken weniger als budgetiert benötigte man allerdings bei der Position «Sachaufwand».